Frauen in der Künstlerkolonie Schwaan
Über die Malfrauen in der Kolonie ist nur sehr wenig bekannt. In Weimar waren zahlreiche Frauen zum Malstudium eingetragen und wir wissen, dass einige von Ihnen mit Bunke, Bartels und anderen Künstlern zum Naturstudium nach Schwaan kamen. Zu Ihnen zählen Helene Dolberg, Ilse Jonas, Elisabeth von Aster, Hedwig von Germar, Lilly Schmidt, Edith Falke, sowie die Studentinnen Eckhardstein, Rampelmann, Barkenhöft, Haik und Fischer.
HELENE DOLBERG
(Barkow 1881 -1979 Hildesheim)
Helene Dolberg wurde als viertes Kind des seit 1875 amtierenden Barkower Pastors Friedrich Dolberg (1842-1920) und seiner Frau im dortigen Pfarrhaus geboren und genoss ihre unbeschwerte Kindheit auf dem Pfarrhof. Auf Anregung des mit dem Vater befreundeten Malers Hans Licht (1876-1935) besuchte sie in Berlin-Schlachtensee die dortige Malerinnenschule. Anschließend ging sie als Lehrerin für Zeichnen und Singen an eine Privatschule in Hellenthal in der Eifel. Helene Dolberg zog 1920 nach Rostock, wo der verwitwete Vater lebte. Hier entstanden eine große Zahl von Stadtansichten. Anschließend ließ sie sich in Schwerin zur Organistin ausbilden und nahm 1930 das Organistenamt in Malchow an. Musizieren und Malen bestimmten nun ihr Leben.
Im Alter von 65 Jahren siedelte Helene Dolberg 1946 wieder nach Rostock über, vereinsamte dort aber nach dem Tod ihrer Schwester zunehmend. 1954 zogt sie zur anderen Schwester nach Hildesheim. Auch dort stand die Malerei – hauptsächlich Landschaften und Stadtansichten – im Mittelpunkt.
Im Alter von fast 98 Jahren starb die Künstlerin.
HEDWIG VON GERMAR
(Magdeburg 1854 – 1926 Weimar)
Hedwig von Germar, eine Landschaftsmalerin und Radiererin, wurde 1854 in Magdeburg geboren. Sie studierte an der Kunstschule in Weimar und war Schülerin von Franz Bunke. Die Künstlerin lebte und arbeitete in Weimar. In den Sommermonaten weilte sie wiederholt zu Malstudien mit Bunke in der Warnowstadt Schwaan. Leider gibt es bisher keine genauen Belege wann und wie oft dies gewesen ist. In einer Jahresmappe des Weimarer Radiervereins von 1906 war sie mit einem Blatt „Sommerabend in Schwaan“ vertreten.
Im Jahr 1926 starb Hedwig von Germar in Weimar.
ILSE JONAS
(Berlin 1884 – 1922 Berlin)
Das Werk der Malerin Ilse Jonas ist bisher weitgehend unbekannt. Ihren Arbeiten begegnen wir, soweit sie noch auffindbar sind, fast ausschließlich in der Familie, und dort verstreut. Wer diesen Spuren nachgeht, stößt auf ca. 50 Bilder, kleine Skulpturen sowie 6 Skizzenbücher. Ob von diesem Werk Arbeiten zu Ilses Lebzeiten in Ausstellungen zu sehen waren, wissen wir nicht. Nur so viel steht aufgrund einer Tagebuchnotiz von Gertrud Jonas, einer Cousine von Ilse, vom 23.März 1923 fest: Im Frühjahr 1923 war Ilse Jonas mit Bildern in einer Ausstellung des Vereins der Künstlerinnen zu Berlin im Schöneberger Rathaus vertreten. Zu dem Zeitpunkt lebte die Malerin schon nicht mehr. Sie ist mit 37 Jahren am 30. April 1922 in Berlin gestorben.
Weitere Anhaltspunkte für öffentliche Präsentationen des Werks von Ilse Jonas sind bis auf eine Ausnahme nicht bekannt: In dem 2006 im Nicolai-Verlag erschienenen Buch Das Nicolaihaus – Brüderstrage 13 in Berlin ist ein Ölbild der Malerin mit der Ansicht des Innenhofs der Brüderstraße 13 abgedruckt.
Ilse Jonas ist am 29. Mai 1884 als Älteste von 4 Geschwistern in Berlin geboren. Ihre Eltern waren der Schulrat Dr. Fritz Jonas und seine Ehefrau Anna Jonas, geh. Franz. Ilse fühlte sich nicht nur als Kind und Jugendliche, sondern während der Dauer ihres Lebens eng verbunden mit der Familie, die in Berlin im Hansa-Viertel wohnte, zuletzt in der Altonaer Straße 22. Berlin war Ilses Lebensmittelpunkt.
Von denjenigen, die Ilse Jonas noch persönlich gekannt haben, lebt nur noch ihr Neffe Paul Jonas. Er ist ihr vor allem als Kind bei Familientreffen in Berlin begegnet. Seine Erinnerungen fasst er so zusammen: „Ich sehe Ilse als eine sehr anmutige, liebenswürdige junge Frau vor mir, die auf mich, den 20 Jahre Jüngeren, vor allem sehr erwachsen gewirkt hat.“ Und Rudolf Hartmann (1882 – 1959, Pfarrer) schreibt in seinen Erinnerungen über Ilse Jonas, seine Cousine: ,,…Sie war von allen geliebt und als Künstlerin geachtet…“
ERNA JULIANE HEINSOHN
(Hamburg 1884 – 1911 (Freitod) Hamburg)
Erna Heinsohn ist die Schwester von Alfred Heinsohn. Sie besuchte die höhere Töchterschule, später erhielt Erna Heinsohn Privatunterricht auf dem Lande von einem Pastor in Brandenburg. Bekannt ist auch ein Eintrag in der Hamburger Gewerbeschule.
Ab 1909 besuchte sie die Großherzoglich sächsische Hochschule für bildende Kunst. Später erfolgte ein Umzug nach Berlin.
1911 wählte Erna Heinsohn den Freitod.
Da über die Malfrauen in der Kolonie nur wenig bekannt ist, freuen wir uns auf weitere Hinweise, die wir gern entgegen nehmen.
E-mail: info@kunstmuseum-schwaan.de