Otto Tarnogrocki (1874-1958)
Bildtitel:
Otto Tarnogrocki
Märzschnee, Öl auf Leinwand
Maße:
50 x 70 cm
eine Leihgabe des Vereins „Freunde und Förderer der Kunstmühle e.V.
„Zahlreiche Künstler wie Vincent van Gogh oder Rudolf Bartels haben der Darstellung des Waldbodens großes Interesse entgegen gebracht. Diese besondere Bildgattung beruhte auf Waldbodenstillleben holländischer Meister des 17. Jahrhunderts, unter denen Otto Maseus van Strieck (1619-1678) mit seinen exotischen Pflanzen-, Reptilien- oder Schmetterlingsdarstellungen einzigartige Naturschilderungen schuf.
Den Erdboden als Bildthema zu wählen, bedeutet, einen durch den Blick des Künstlers begrenzten Ausschnitt darzustellen. Tarnogrocki zeigt hier einen schneebedeckten, von Sonnenlicht überfluteten Waldboden, aus dem unbelaubte, locker gesetzte Baumstämme empor zu drängen scheine, Eine dunkle Farbzone begrenzt den oberen Bildrand, so dass die Aufmerksamkeit auf die Wasserlache im Vordergrund gerichtet ist. Sie nimmt als Spiegelung einige Baumstämme sowie den bläulichen bedeckten Himmel auf, erweitert somit die Grenzen des eigentlich aus dieser Perspektive Sichtbaren.
Winterbilder geben dem Künstler die Möglichkeit unterschiedliche farbige Nuancen des Schnees zu malen, Licht und Schatten einzubeziehen. So entstehen innerhalb einer zusammenhängenden Farbfläche lebendige Variationen von Weiß. Gepaart mit grau-blauen Tönen wird der Eindruck feuchter Schwere assoziiert, wie er im Vorfrühling häufig zu beobachten ist. Auch das Wasser, aber besonders das intensive Licht kündigen die neue Jahreszeit an, Entgegen der wichen malerisch Behandlung der Schneefläche gliedern die Baumstämme als grafische Elemente die Bildfläche und verschaffen dem eindrucksvollen Werk innere Stabilität. Durch einen klaren Bildaufbau wird dem geschauten und erlebten Naturausschnitt vereinfacht und malerisch gekonnt ästhetische Gestalt gegeben“. [aus der Edition LOGIKA, Kunstmuseum Schwaan, Autorin Lisa Jürß]
Im Sommer 2015 gab es in Schwaan die erste große Ausstellung zu Otto Tarnogrocki. Gezeigt wurden 61 Arbeiten. Das Museum wurde bei dieser Präsentation vom Pommerschen Landesmuseum Greifswald, dem Muzeum Narodowew Szczecinie und zahlreichen privaten Leihgebern aus ganz Deutschland unterstützt.
Bislang sind nur wenige Arbeiten dieses außergewöhnlichen Künstlers bekannt, der zum Kern der Schwaaner Künstlerkolonie gehörte. In jungen Jahren kopierte er am Louvre, arbeitete bei Claude Monet im Atelier und studierte u.a. an der „Académie Colarossi“, wo auch Paula Modersohn-Becker und Lyonel Feininger Unterricht nahmen. In seiner Wahlheimat Stettin entstehen zahlreiche Hafenmotive und pommersche Landschaften. Auf Kunstausstellungen wurde er mit Medaillen ausgezeichnet, ist jedoch bis heute weitgehend unbekannt geblieben. Die in der Ausstellung gezeigten Werke beeindrucken durch unterschiedliche Maltechniken. In seinen Aquarellen und Ölgemälden spiegelt sich eine lebendige Vielseitigkeit mit warmer Farbigkeit wieder. Einzigartig sind seine schwarz-weiß Bilder, die er mit schwarzer Schuhwichse aufs Papier brachte. Hier liegt der Schwerpunkt auf Licht und Schatten, Kontrast, Linien, Formen und Strukturen. Die Essenz von Gegenstand und Realität wird verstärkt sichtbar, weil der Betrachter nicht von Farben abgelenkt ist.